Als Cross-Dressing bezeichnet man das Tragen von Bekleidung und Schmuck des anderen Geschlechtes und das damit verbundene Verhalten.
Hier ist nicht die Darstellung im Theater gemeint, sondern jene im wirklichen Leben.
Motive für einen solchen Rollenwechsel gibt es eine ganze Reihe.
Relativ oft wechseln Frauen in Männerkleider wenn die Zeiten unsicher sind oder im Krieg.
Im Falle von Johannes Anglicus alias Päpstin Johanna ist dieses Phänomen ebenfalls zu untersuchen. Es interessiert hier lediglich der Wechsel von der weiblichen zur männlichen Erscheinung.
Soziologische Studien zeigen, dass besonders in unsicheren Zeiten oder während Kriegen Frauen als Männer auftreten.
Allerdings gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung Frauen nördlich der Alpen eine durchaus andere Position hatten als im Mittelmeerraum. Eine 2017 publizierte Studie aus Schweden weist aufgrund von DNA-Untersuchungen nach, dass ein hochgeachteter Wikingerkrieger eine Frau war.
Im April 2019 publizierte die Georgia Southern Univeristy die Forschungsresultate über Kasimir Pulaski, einen Helden des US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. (Originaltext in Englisch) Die Forschungsresultate wurden auch in deutschsprachigen Medien publiziert.
als Soldat
Wegen mangelnder Perspektiven in der Frauenrolle oder aus persönlicher Überzeugung (C.F. Meyer, Gustav Adolfs Page) schlüpften Frauen in Männerkleider, verhielten sich entsprechend und wurden häufig nicht oder nach sehr langer Zeit entdeckt.
Es ist eine Möglichkeit, um widrigen Umständen zu entkommen. Frauen tragen Männerkleider weil sie hoffen, auf diese Weise Vergewaltigungen vermeiden zu können, welche besonders häufig in kriegerischen Situationen vorkommen. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Gefangene in der Kleidung des anderen Geschlechts fliehen konnten (Golo Mann, Eine wahre Geschichte. Giuseppe Verdi, La forza del destino).
Bekannt ist der Fall von Dorothy Lawrence, der englischen Reporterin, die im ersten Weltkrieg als Soldat auftrat.
Soziologische Studien der Neuzeit belegen, wie Norah Vincent, die sich im Experiment Ned nannte, mit einfachsten Mitteln wie angepasste Kleidung, Sprechtraining und Bewegungsstudien glaubhaft verschiedene Männerorganisationen infiltrieren. Unter anderem lebte sie in einem katholischen Männerkloster und blieb unentdeckt. (1)
Johanna, das Mädchen aus Mainz, welches später Papst wurde, ist genau in einer solchen Zeit geboren worden.
Um sich weiter zu bilden und den sie interessierenden Studien nachgehen zu können, trat die junge Frau als verkleideter Mann in ein Männerkloster ein. Und offensichtlich waren ihr Wissensdurst, ihre Intelligenz und ihre Herzensbildung sehr gross. Später zeichnete sie sich eben dadurch aus und wurde aus diesem Grunde von ihrem Vorgänger im Papstamt, Benedikt III., sehr geschätzt. Diese Qualitäten führten dazu, dass dieser Kardinal-Diakon schliesslich zum Papst gewählt worden war; dies natürlich in der Annahme, dass es ein Mann war.
Die Kleidersitten im Frankenreich des 9. Jahrhunderts unterschieden sich wenig zwischen Männern und Frauen. Es genügte, die Gewänder zu kürzen und die Haare in einer Art Pagenschnitt zu tragen. Als Mönch war es noch einfacher: Mönche trugen weite Kutten sowie die Tonsur, nicht jedoch einen Bart.
Bild «Dorothy Lawrence »: Gemeinfrei
Bild «Norah Vincent als Ned:» Self Made Man. Norah Vincent
(1) Norah Vincent, Self-Made Man: One Woman's Journey Into Manhood and Back Again, 2009
Rezension des Buches in Deutsch