Was hat es mit der Geschichte eines Papst Johannes, der eigentlich eine Frau mit Namen Johanna war, auf sich?
Moderne Forschende sind dieser Frage seit rund vierzig Jahren vermehrt nachgegangen.
Zu erwähnen sind die beiden katholischen Theologinnen Joan Morris und Elisabeth Gössmann.
Ihre Werke sind im Literaturverzeichnis zu finden.
In jüngster Zeit haben die Forscher Michael E. Habicht mit Marguerite Spycher sowie Pietro Ratto aufschlussreiche Werke publiziert.
Ihre Nachforschungen wurden erleichtert, weil wichtige alte Quellen in digitalisierter Form zugänglich geworden sind.
Biografische Informationen | Informationen zu den Pontifikaten | Informationen zum Cross-Dressing
Forschungsliteratur
Unabhängig davon, ob man die Päpstin als reale Figur der Geschichte oder als Legende ansieht, können bei den Chronisten und in Quellentexten einige Informationen gefunden werden. Diese erlauben es, die Biografie in groben Zügen zu rekonstruieren.
Wer daran glaubt, dass es sich bei der Figur Johannas um eine Legende handelt, dürfte eigentlich nur die Informationen bei Martin von Troppau verwenden.
Um das Bild zu vervollständigen werden auch hier Quellen herangezogen, welche von der realen Existenz einer Päpstin ausgehen und die Beschreibung des ungenannten Papstes im Liber Pontificalis als Teil der Biografie von Johanna ansehen.
* Anmerkung zum Bild:
Statue einer Frau im Papstgewand und mit Schlüssel. Aussenfront von St. Peter.
Offiziell soll entweder ein Papst aus dem Frühmittelalter oder aber die Personifikation der Kirche dargestellt sein.
In der Frage nach einer allfälligen Frau auf dem Papstthron sind die Jahre 850 bis 880 relevant.
Falls es Päpstin Johanna gegeben hat, müsste sie in diesem Zeitraum ihr Amt ausgeübt haben.
Und just in diesem Zeitraum stellen sich eine ganze Reihe von Fragen, weil Unklarheiten bestehen, die möglicherweise bewusst geschaffen worden sind, um Tatsachen zu verschleiern.
Als Cross-Dressing bezeichnet man das Tragen von Bekleidung und Schmuck des anderen Geschlechtes und das damit verbundene Verhalten.
Hier ist nicht die Darstellung im Theater gemeint, sondern jene im wirklichen Leben.
Motive für einen solchen Rollenwechsel gibt es eine ganze Reihe.
Relativ oft wechseln Frauen in Männerkleider wenn die Zeiten unsicher sind oder im Krieg.
Im Falle von Johannes Anglicus alias Päpstin Johanna ist dieses Phänomen ebenfalls zu untersuchen. Es interessiert hier lediglich der Wechsel von der weiblichen zur männlichen Erscheinung.
Bild «Statue Frau mit Papstkrone und Schlüssel»: Aussenfront St. Peter. © M. E. Habicht
Bild «Lateranpalast mit Lateranbasilika»: Dnalor 01 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Bild «Norah Vincent als Ned:» Self Made Man. Norah Vincent